Die Prinzipiellen Unterschiede der Asiatischen Kampfkünste
Von: Karl Feierabend
Die prinzipiellen Unterschiede der chinesischen und japanischen Kampfkünste.
Ich unterscheide zwischen drei Arten von Kampfmethoden:
- Technikorientierte Kampfkünste
- Prinziporientierte Kampfkünste
- Kampfsportarten
Technikorientierte Kampfkünste
Technische Kampfkünste beinhalten eine Unmenge, für jede Situation passende nach physikalischen Gesetzmässigkeiten konzipierte Abwehrtechnik. Diese Vielzahl von Techniken aber zu lernen und zu verinnerlichen, ist schwierig und dauert meist ziemlich lange.
Technikorientierte Kampfmethoden haben zwar auch gewisse Prinzipien, es fehlen aber meist die einzelnen Grundelemente, die in jeder Technik vorkommen und nach denen sich die einzelnen Techniken richten.
Zu den technisch orientierten Kampfkünsten zählen verschiedene Kungfu Stile wie zB.Shaolin Kung fu, Tai Boxen, Teakwondo, Hapkido, verschiedene Jiu Jitsu Stile wie z. B. Daito Ryu und die verschieden Karatestile, bei denen es aber auch Umwandlungen in prinziporientierte Methoden gibt.
Bei den japanischen technikorientierten Künsten sind vor allem das Jiu Jitsu und das Karate bekannt.
Die Quellen beider Künste liegen aber in China. Bei verschiedenen Kungfu Stilen.
Auch die Technikvielfalt ist praktisch identisch. So gibt es in beiden Künsten Schläge mit Fäusten und Ellenbogen, Füssen und Knien, Würfe, Arm-, Handgelenk-, Bein und Genickhebel verschiedenster Art, Würgegriffe und Bodenkampf.
Beide Künste beinhalten auch harte, blockende sowie aber auch weiche, nachgebende Techniken.
Insbesondere im ursprünglichen Karate beinhalten die Techniken auch das Abwehren mit gleich-zeitigem Gegenschlag, was auch durch viele Formen (Katas) belegt ist.
Während das Jiu Jitsu den direkten Weg nach Japan fand, nahm das Karate den "Umweg" über Okinawa.
Ursprünglich gab es in Okinawa eine marginale Kampfkunst -- Tode.
Als die Japaner Okinawa "übernahmen", stellte sich schnell heraus, dass diese Kampfkunst nicht wirklich dazu taugte, sich erfolgreich auch gegen die kampferprobten Japaner zu verteidigen.
So reiste ein Meister aus der Stadt Shuri, ein Meister aus der Stadt Naha und ein Meister aus der Stadt Tomari nach China, um bei verschiedenen Kungfu-Meistern die Kampfkunst zu lernen.
Da sie bei verschiedenen Meistern trainierten, waren auch die Techniken leicht verschieden.
Als sie zurück kamen, entwickelten sie das Gelernte weiter und benannten ihre Kunst nach den Städten, in denen sie unterrichteten. So entstand das Shuri-te, Naha-te und Tomari-te.
Schüler dieser Meister gründeten später selber Schulen. Gichin Funakoshi aus dem Shuri-te, das Shotokan Karate das er allerdings als Sport konzipierte. Meister Myagi taufte sein Naha-te in Goju Ryu um. Meister Kenwa Mabuni lernte alle drei Grundstile, trainierte in China selber mit verschiedenen Meistern, ging danach nach Japan, um mit dem Begründer des Aikido, Morihei Ueshiba, zu trainieren und nannte seinen Stil dann Shitoryu Karate.
Die Techniken des Karate wurden auch den Japanern gegenüber streng geheim gehalten.
Als Gichin Funakoshi nach Japan ging, versportlichte er das Karate, nahm alle gefährlichen Techniken heraus, ja er veränderte die Katas, die schon so verschlüsselt waren, so das man nicht mehr auf die wirklichen Anwendungen schliessen konnte.
Auch die Kampftöne Kiai (Ki=innere Energie, Ai=zusammenführen, vereinigen) wurden in nutzloses "Geschreie" abgeändert. Bei richtiger Anwendung des Kiai kann wirklich eine Steigerung der Schlagstärke erreicht werden. Jede Bewegungsrichtung hat aber ihren eigenen Ton. Dieser Ton muss auch nicht laut ausgestossen werden.
Die Bewegungsrichtungen und die Töne werden den Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser zugeschrieben.
Element | Bewegung | Ton |
---|---|---|
Holz | Nach aussen | E |
Feuer | Nach oben | A |
Erde | Nach vorne (hinten) | O (Ö) |
Metall | Nach innen | I |
Wasser | Nach unten | U |
Kenwa Mabuni hat die Katas so belassen, wie sie ursprünglich geschaffen wurden. Er hat aber den Japanern und dadurch auch dem Westen viele Anwendungen daraus verschwiegen. Erst in den letzten 20 Jahren wurden viele Geheimnisse gelüftet.
Ein Karatemeister ging nach Korea und initiierte das Teakwondo.
Das Jiu Jitsu, das nach Japan kam, wurde auch in verschiedener Hinsicht verändert und so entstanden auch da verschiedene Jiu Jitsu Stile. Alle diese Stile waren aber technikorientiert.
Ein Jiu Jitsu Meister ging nach Brasilien und es entstand das Brasilian Jiu Jitsu, dessen Schwerpunkt der Bodenkampf ist.
Prinziporientierte Kampfkünste
Prinziporientierte Künste haben meist ein paar wenige Grundelemente und Grundprinzipien, nach denen sich alle Techniken richten. Sie haben nur wenige verschiedene Bewegungen, die aber vielfach unter Berücksichtigung der Grundprinzipien kombiniert werden.
Prinziporientierte Künste sind z.B.:
Wing Tsun
Ken-Jitsu (japanische Schwertkunst)
Aikido
Kimura Shukokai Karate
Wing Tsun
Wing Tsun wurde von Ng Mui, einer Nonne des Shaolin Klosters, entwickelt. Sie war Meisterin einer technikorientierten Kampfkunst des Shaolin Kung Fu.
Die Kunst richtet sich nach einigen wenigen Grundelementen und Prinzipien aus. Trotzdem können, obwohl dies nur wenige Elemente sind, alle Situationen bewältigt werden.
Das Prinzip auf die Zentrallinie zu zielen und damit das Zentrum des Gegners zu kontrollieren, benutzt das Wing Tsun gemeinsam mit anderen Kampfkünsten.
Auch das Prinzip des Nachgebens, um dann die Energie des Gegners für sich auszunutzen, wird in anderen prinziporientierten Künsten benutzt.
Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, wie die Fähigkeiten dazu, Trainiert werden.
Der Schwerpunkt im Wing Tsun -- Training, nimmt das Chi Sao (klebende Arme) ein.Dieses Training ist intelligent und sehr ausgeklügelt. Es schult die taktilen Fähigkeiten und führt dazu, dass man die Energiestärke und Bewegungsrichtung des Angriffs fühlt. Dadurch ist es möglich, den Angriff abzuleiten bzw. dem Angriff "auszuweichen".
Die Schwierigkeit besteht dabei darin: Obwohl man körperlich angegriffen wird, also bei Misserfolg die Gesundheit oder sogar das Leben, auf dem Spiel steht, völlig locker und entspannt zu agieren. So hat auch diese, wirklich geniale Methode einen Nachteil. Die Methode ist relativ schwierig zu erlernen und nimmt viel Zeit in Anspruch, bis sie funktioniert.
Diesen Nachteil haben aber leider alle prinziporientierten Kampfkünste.
Ken-Jitsu
Im Ken-Jitsu, vor allem in dem, das Morihei Ueshiba zum Vorbild nahm, besteht das Grundprinzip darin, dass ein Angriff mit einem Gegenangriff auf das Zentrum des Gegners bekämpft wird.
Wehrt der Angreifer mit seinem Schwert das Schwert des Gegenangriff ab, umgeht man diese Abwehr und greift wieder das Zentrum des Gegners an.
Die Stellung Hamni (halb abgewendete Stellung) ermöglicht dabei, das Keilprinzip anzuwenden, zumindest eine Seite des Keils. Da beide Kontrahenden mit nur einem Schwert ausgestattet sind, muss auch nur eine Seite durch den Keil geschützt werden. Wechselt der Angreifer die Seite, kann leicht mit einem Schritt in die andere Hamnistellung gewechselt werden, um so die andere Seite zu schützen.
Beim Gegenangriff wird auch von der einen Hamni Stellung durch den Vorwärtsschritt beim Gegenschlag die Keilform gewahrt, so dass man immer vor dem gegnerischen Angriff geschützt ist.
Die "Abwehr" ist also immer auch ein Angriff.
Aikido
Aikido wurde von Morihei Ueshiba entwickelt. Morihei Ueshiba war ursprünglich Grossmeister verschiedener Jiu Jitsu Stile und Grossmeister der Japanischen Schwertkunst.
Einer seiner Haupt-Jiu Jitsu Stile war das Daito Ryu.
Im Daito Ryu lernt man, auch wenn man den Gegner kontrolliert, er also wehrlos vor einem am Boden liegt, ihn mit einem Genickschlag zu töten.
Morihei Ueshiba wurde vom Führer einer taoistischen Glaubensgemeinschaft als Leibwächter engagiert. Er reiste mit dieser Gruppe herum und änderte nach und nach seine Meinung darüber, wie ein besiegter und kontrollierter Gegner zu behandeln ist.
Nachdem er sich nach einiger Zeit von der Glaubensgruppe getrennt hatte, begann er, sein Daito Ryu Jiu Jitsu in verschiedenen Etappen zu verändern.
Er nahm die Grundprinzipien der Schwertkunst und passte die Techniken des Daito Ryu diesen Grundprinzipien an. Auch das Prinzip, nachzugeben fügte er hinzu.
So entstand mit der Zeit das Aikido, so wie man es heute kennt. Schüler des Begründers haben diese Kunst technisch zwar weiterentwickelt, die Grundprinzipien sind aber unverändert.
Es geht mehr darum, dass einige Meister grosse Bewegungen und Drehungen, andere Meister kurze Bewegungen und Drehungen ausführen. Die Grundprinzipien sind aber unverändert.
Viele Aikidomeister erklären die Grundprinzipien auch heute noch anhand der Schwertkunst, andere, so auch ich, anhand physikalischer Gesetzmässigkeiten.
Das einige der Grundprinzipien aus der Schwertkunst stammen, erklärt auch, warum im Aikido die Schwertkunst (Aiki-Ken) auch heute noch geübt wird.
Zur Schwertkunst fügte Morihei Ueshiba Teile der Stockkunst Jodo hinzu. Aber auch deren Techniken unterzog er den Grundprinzipien der Schwertkunst. Diejenigen Techniken, bei denen dies nicht möglich war, wurden nicht ins Aikido eingebunden.
Die Grundelemente des Aikido bestehen in ein paar wenigen Schrittkombinationen und das hauptsächlichste Grundelement ist die Bewegung von einer Hamnistellung in die andere. Vor allem die Tatsache, dass die Bewegung aus dem Zentrum (Hara), bzw. aus der Hüfte kommen, bereitet den Anfängern oft Mühe.
Ich kenne Meister, wenn man denen zusieht, könnte man meinen, ihre Bewegungen kommen aus dem Wing Tsun. Ich habe einen dieser Meister gefragt, ob er das Wing Tsun kennt.
Er hat dies verneint.
Man kann also sagen, dass das Wing Tsun, und das Aikido praktisch den gleichen Grund-prinzipien unterliegen.
Im Aikido wird auch nicht, wie oft fälschlicherweise gesagt und geschrieben, ausgewichen, im Sinne von weggewichen. Sondern man bewegt sich durch eine Körperdrehung auf das Zentrum des Gegners zu.
Die Eingangsbewegung im Wing Tsun bei der Schwinger- oder seitlichen Stockabwehr sind praktisch deckungsgleich zu der Eingangsbewegung im Aikido gegen einen Yokomen Uchi, einen diagonalen Halbkreisschlag gegen den Hals.
Sogar der Faustschlag zum Kopf des Gegners ist gleich. Der Unterschied besteht darin, dass im Wing Tsun voll zugeschlagen wird, während im Aikido dieser Schlag dazu dient, den Gegner aus seinem Konzept zu bringen, seine Energie zu schwächen um ihn dann unter Ausnützung seines Schwunges in eine Wurftechnik, einen Arm-, oder Handgelenkhebel zu führen und ihn auf diese Weise zu kontrollieren.
Ebenfalls gleich wie im Wing Tsun ist das Aikido eine taktile Kunst. Nur wenn der Aikidoka die Geschwindigkeit und die Richtung der Bewegung fühlt oder wenn er fühlt, in welchem Moment sich der Angreifer gegen eine Bewegung des Abwehrenden wehrt, kann man den Angreifer führen und kontrollieren.
Als Orangegurt musste ich, an einem Lehrgang, einen Aikido-Grossmeister angreifen. Er war einen halben Kopf kleiner als ich. Ich war fest entschlossen, mich nicht werfen zu lassen.
Ich musste ihn mit beiden Händen an einem Arm festhalten. Ich stand möglichst tief hin, fest entschlossen diesem Meister zu widerstehen.
Nun, ich hatte keine Chance. Ich habe nämlich nicht gespürt, was er tat. Es hat mich förmlich überschlagen. Ich durfte es dann noch einmal versuchen - mit demselben Resultat.
Damals konnte ich das Erlebte nicht einordnen. Wie war es diesem Meister möglich, obwohl er völlig locker war, mich so extrem zu werfen?
Heute, nach vielen Jahren Wing Tsun und Chi Sao, weiss ich, wie er es gemacht hat. Er hat nur meine Bewegung ausgenutzt. Da ich von ihm dabei nichts merkte, konnte ich mich auch nicht dagegen wehren.
Ein typisches Beispiel für Aikido ist Irimi Nage (Eingangswurf).
Die Vorwärtsbewegung des Angreifers wird in eine Kreisbewegung weitergeführt. Durch die dabei auftretenden Zentrifugalkräfte verliert der Angreifer das Gleichgewicht. In diesem Moment drückt man den Kopf des Gegners nach unten, wie wenn man ihn in den Boden rammen möchte. Der Gegner wird darauf hin mit all seinen Kräften versuchen, das zu verhindern.
Er richtet sich also mit all seinen Kräften auf. Der Verteidiger gibt dieser Bewegung nach, führt sie, sobald der Angreifer gerade steht, nach hinten weiter und wirft den Angreifer so zu Boden, dass dieser, falls er keine Falltechnik beherrscht, auf den Rücken und auf den Hinterkopf fällt und so bewusstlos liegen bleibt.
Das heikle an dieser Technik ist, dass der Gegner auch sterben kann.
Das Aikido ist also die intelligenteste Weiterentwicklung des Daito Ryu Jiu Jitsu.
Da es sehr runde Bewegungen hat, wird es als Kampfkunst unterschätzt.
Auch üben viele Aikidokas Aikido nicht als Selbstverteidigung, sondern wegen der schönen runden, Bewegungen als Bewegungskunst.
Es gibt aber auch Schulen, die Aikido noch als Selbstverteidigung üben. Dort wird dann auch auf die genaue Einhaltung der Grundprinzipien und der pysikalischen Gesetzmässigkeiten geachtet.
Kimura Shukokai Karate
Kenwa Mabuni, der aus den drei wichtigsten Karatestilen Okinawas Elemente verschiedener Kung Fu Stile und dem Aikido das Shitoryu Karate schuf, unterrichtete mehrere Schüler, die später eigene Shitoryu (Unter)Stile begründeten. So entstanden Shitoryu Stile wie: Shitokai, Seishinkai, Tani Ha Shitoryu, Shukokai und andere.
Ein Schüler von Kenwa Mabuni war Chojiro Tani, Begründer des Tani Ha Shitoryu Karate.
Seine Schule nannte er Shukokai. Ein Schüler dieser Schule war Shigeru Kimura, der das Kimura Shukokai Karate entwickelte und so aus einer technikorientierten Kunst eine prinziporientierte Kunst schuf. Natürlich hat auch Kenwa Mabunis Shitoryu Karate verschiedene Prinzipien. Das Grundprinzip, also das Grundelement nach dem sich alle verwendetet Techniken richten, fehlt.
Shigeru Kimura war der Meinung, dass die Schlagkraft des Karate völlig ungenügend ist.
Kleine oder physisch schwache Personen ist es unmöglich, einen grossen und starken Gegner in der Realität kampfunfähig zu schlagen. Er machte sich nun daran, das Karate weiter zu entwickeln.
Sein Ziel war die Schlagkraft der Karateschläge so zu erhöhen, dass ein Schlag genügt, um einen Gegner auszuschalten oder ihn gar zu töten.
Er stellte zusammen mit einem Kollegen, der über die Anatomie des Menschen Bescheid wusste, und einem Computer Berechnungen an, um dieses Ziel zu erreichen.
Das Resultat dieser Berechnungen war, dass er alle Techniken des Karate, also alle Abwehr und Angriffstechniken, unter ein allgemein gültiges Grundelement stellte.
Wichtigste Änderungen sind:
Normales Karate
Zum Teil unnatürliche, viel zu tiefe Stellungen, was schnelle Stellungswechsel fast verunmöglicht.
Alle Techniken, werden durch Hüfteinsatz durchgeführt. Der Oberkörper wird gleichzeitig gedreht und die Arme, mit Kraft nach vorne gestossen.
Die Drehung erfolgt um die Körpermittelachse. Dabei bewegt sich die eine Hälfte des Oberkörpers zurück, was einen grossen Verlust der Energie zur Folge hat.
Beim Auftreffen des Schlages wird der "Rückschlag" über die Muskeln oder gar nicht abgeleitet.
Kimura Schukokai Karate
Nicht zu tiefe Stellungen, Füsse und Knie werden auseinandergedrückt. Der Stand wird stark verbessert.
Wird ein Fuss angehoben, schnellt er durch diese "Federspannung" fast wie von selber vor. Gleitschritte können viel schneller ausgeführt werden.
Alle Techniken werden durch Hüfteinsatz durchgeführt.Die Hüfte wird wie ein Schwungrad gedreht Die Schultern werden allerdings einen Moment zurückgehalten.
Dadurch entsteht im Oberkörper eine Dehnspannung, vergleichbar mit einer Stahlrute, die sich während eines Schlages mit Energie auflädt. was zu einer Verstärkung der Schlagenergie beiträgt. Die Drehung erfolgt auch nicht um die Mittelachse. Die Drehachse befindet sich auf der einen Körperseite. Die hintere Hüfte wird also zur vorderen Hüfte gedreht, somit geht keine Energie verloren. Nachdem die Körperspannung gelöst wird, schnellt die hintere Schulter nach vorne und der Schlagarm schnellt wie eine Peitschenschnur nach vorne.
Dies ermöglicht eine grosse Schlaggeschwindigkeit.
Beim Auftreffen des Schlages werden alle Gelenke so gestellt, dass der Rückschlag über die Knochen und Gelenke möglichst direkt in den Boden geleitet wird.
Jede Technik wird mit dem gleichen Grundprinzip ausgeführt. Kimura sagte immer: "Wer eine Technik beherrscht, beherrscht alle Techniken".
Die Schlag- und Abwehrtechniken konnten, auf diese Weise extrem verstärkt werden.
Der Unterschied im Kampf besteht auch noch darin, dass in den Angriff hineingegangen wird und gleichzeitig mit der Abwehr der Gegenschlag geführt wird.
Es ist klar, dass es schwieriger ist, diese Technik zu erlernen. Anstatt an vielen verschiedenen Techniken zu arbeiten, übt man intensiv diese Grundprinzipien. Da diese Technik ein hohes Mass an Präzision erfordert, nur schon im richtigen Moment alle Gelenke richtig zu positionieren, dauert der Lernprozess ziemlich lange. Es ist auch ein starkes Körpergefühl nötig, um diese Technik korrekt auszuführen.
Kampfsportarten
Die bekanntesten Kampfsportarten sind:
- Judo
- Karate
- Kick Boxen
- Tai Boxen
- Taekwondo
- Kendo
Judo wurde von Jigiro Kano aus dem Jiu Jitsu entwickelt. Jigiro Kano war Schullehrer. Er wollte etwas für die Körperertüchtigung seiner Schüler tun. Er nahm alle gefährlichen Techniken aus dem Jiu Jitsu heraus und nannte seinen Sport Judo (Ju=sanft, do=weg).
Karate wurde von Gichin Funakoshi, der Schüler von Anko Itosu, Grossmeister des Okinawesischen Shurite, entwickelt.
Gichin Funakoshi ging nach Japan, um Shurite zu unterrichten. Dies wurde ihm aber nur erlaubt, wenn er damit nicht anderen japanischen Kampfkünsten, wie die verschiedenen Jiu Jitsu Stile, das Judo oder das Kendo, Konkurrenz bereiten würde.
So ging er den gleichen Weg wie Jigiro Kano. Er entfernte alle tödlichen Techniken, auch den Schwertkampf, der im Shurite geübt wurde, liess er weg, änderte viele Katas ab, so dass man nicht mehr auf den gefährlichen Inhalt schliessen konnte und schuf die Karatesportart "Shotokan Karate Do". Vertreter anderer Karatestile folgten vor allem in Japan und im Westen seinem Beispiel und versportlichten ihr Karate.
Kick Boxen: Amerikanische Karatemeister wie Joe Lewis, Chuck Noris, Bill "Superfuss" Wallace, dessen linker Fuss beim Schlagen mit 100 km/h gemessen wurde, entwickelten das Full Kontakt Karate.
Die Weltkarate-Verbände setzten dann aber durch, dass diese Bezeichnung geändert werden muss. So entstand der Name "Kick Boxen". Diese Sportart stammt also vom Karate ab.
Tai Boxen kommt von Thailand. Ich vermute, es stammt von der gleichnamigen Kampfkunst ab.
Taekwondo könnte man als das koreanische Karate bezeichnen. Die ursprüngliche Kampfkunst Taekwondo war nicht nur eine Kampfkunst, sondern auch eine Zen-Kunst, vergleichbar mit Kyudo, dem japanischen Bogenschiessen. Es hatte also einen hohen medidativen Charakter. In den letzten Jahrzehnten wurde es zum Sport umgestaltet.
Kendo ist die versportlichte Art des Schwertkampfes. Es ist eindeutig technikorientiert. Das Keilprinzip (siehe oben bei Ken Jitsu) wird nicht verwendet.
Der Kendoka steht frontal vor seinem Gegner. Greift dieser mit seinem Bambusschwert an, wehrt er dieses mit einem Schlag zur Seite ab und führt dann seinerseits den Gegenschlag aus. IAIDO wird oft noch neben dem Kendo geübt. Es handelt sich dabei um Schwertkatas, die alleine mit dem scharfen Schwert geübt werden.
Ausnahme der Regel:
Kimura's Shukokai Karate war von seinem Begründer, Shigeru Kimura, sicher nicht als Sport gedacht. Im normalen Sportkarate reicht es, mit einer korrekten Technik den Gegner zu berühren, um einen Punkt zu bekommen. Es braucht also keine besondere Schlagkraft.
Auch fürs Kick Boxen ist es nicht ideal. Mein Karatelehrer, Urs Spörri, war Schweizermeister im Full Kontakt Karate. Dabei hat er einmal einen Gegner mit einem Faustschlag für 20 Minuten bewusstlos geschlagen. Dies ist sicher nicht gesund und hat mit Sport nichts mehr zu tun.
Trotzdem haben viele Shukokai Kämpfer diese Kunst hauptsächlich sportlich genutzt. Meist im normalen Nullkontakt-Wettkämpfen. Die meisten davon waren sogar sehr erfolgreich.
Aikido war von seinem Begründer Morihei Ueshiba sicher nicht als Sport gedacht. Meister Tomiki, der ursprünglich vom Judo kam, führte im Tomiki Aikido Wettkämpfe ein.
Auch das Brasilian Jiu Jitsu wird in Ultimativ-Kämpfen "sportlich" genutzt. Dabei wird meistens im Bodenkampf agiert. Dies sogar sehr erfolgreich.
Auf der Strasse gegen mehrere Gegner ist dies nicht die wirklich sinnvolle Art des Kampfes.
Absurde Formen, in denen Kampfkünste versportlicht werden, gibt es auch.
So wurde die Kunst des Nunchaku-Kampfes versportlicht. Mit Schutzausrüstung und Kunststoff-Nunchaku kämpft man um den Sieg. Dabei gilt nicht der erste Treffer, sondern die höchste Punktzahl. Man kann also, obwohl man den ersten Treffer am Kopf des Gegners geschlagen hat, schlussendlich nach Punkten verlieren.
Das absurde dabei ist, dass wenn man einen Gegner mit einem richtigen Nunchaku am Kopfe trifft, ist dieser in der Realität schwer verletzt oder tot.